"Joseph Beuys spielt Final Fantasy IV"


"Joseph Beuys spielt Final Fantasy IV"
(2017; Videoinstallation; 2:33 Min.; Dimensionen variabel)



Als Schüler hat mich auf der documenta 6 die „Honigpumpe“ von Joseph Beuys sehr beeindruckt - für mich damals etwas wie aus einer anderen Welt, das mich fesselte, ohne dass ich hätte sagen können, warum. In den Jahrzehnten danach durfte ich – oft mit langen zeitlichen Unterbrechungen - immer wieder sehr viel von Joseph Beuys lernen und er zählt bis in die Gegenwart hinein (bei aller kritischen Distanz) zu meinen „Meistern“, die ich heute wiederum versuche der nächsten Generation nahe zu bringen. Dabei stört es mich, dass im Ausstellungsbetrieb der jüngsten Vergangenheit der „politische Beuys“ so sehr hinter dem „ästhetischen Beuys“ versteckt wurde! 

Warum lasse ich Joseph Beuys virtuell gegen „Final Fantasy IV“ spielen? Ich hätte gerne gewußt, was Joseph Beuys zu den vielfältigen digitalen Vergesellschaftungsformen der Gegenwart zu sagen gehabt hätte. Das Video fragt diesbezüglich: Vereitelt die digitale Revolution die reale Revolution möglicherweise genau deshalb, weil virtuelle Realitäten als soziale Surrogate in erheblichem Umfang emotionale und kreative Energien binden? 
Die utopische Dimension virtueller Umgebungen besteht für mich nicht zuletzt darin, dass viele Computerspiele die emotionale Struktur und die Erwartungshaltungen ihrer Nutzer derartig verändern, dass die Nutzer dadurch langfristig unfähig werden, in dieser Gesellschaft, wie sie sich heute zeigt, weiterhin wie erwartet zu funktionieren. Im Guten wie im Schlechten.
Viele Computerspiele lassen sich meines Erachtens im Sinne von Joseph Beuys durchaus als „soziale Wärmeplastik“ verstehen – allerdings wird die kreative Energie der Menschen hier auch gebunden und findet nicht ihren Weg ins „real life“. In diesem Sinne verhindert für mich die „digitale Revolution“ die reale Revolution. Aber das muss nicht so sein. Das muss auch nicht so bleiben. Daher stellt sich für mich die Frage:
Wann wird es endlich möglich sein, dass Menschen mit anderen gemeinsam auf kreative Weise ihre Lebenswelt ebenso einfach mitgestalten können wie jetzt bereits virtuelle Umgebungen in Computerspielen? Und ebenso glücklich dabei werden?


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