"Katharsis"
"Katharsis"(2017; Videoinstallation und Aktion; 1:44 Min.; Dimensionen variabel)
Unter Katharsis verstand Aristoteles im sechsten Kapitel seiner Poetik eine „Reinigung“ von bestimmten „Affekten“, die letztlich zu einer „Läuterung“ der Seele des Zuschauers von bestimmten Erregungszuständen führen sollte.
Wer heute in einer (turbo-)kapitalistischen Gesellschaft lebt, wird wahrscheinlich an seiner eigenen Person bereits einmal gespürt haben, was Norbert Elias mit „der psychischen Selbstzwang-Apparatur“ gemeint haben könnte, die für den Prozess der Zivilisation von zentraler Bedeutung zu sein scheint. Dies gilt insbesondere für die Selbstkontrolle solcher Emotionen wie Unlust und Aggression. Im Rahmen meiner Katharsis-Aktion gebe ich einer Person aus dem Publikum die Möglichkeit, seine oder ihre gesellschaftlich unerwünschten Affekte aus der Selbstzwang-Apparatur herauszulassen, sich im „Schonraum“ der Kunst beispielsweise einmal einen Aggressionsdurchbruch zu gestatten.
Wer sich aus soziologischer Sicht mit der Rolle der Kunst beschäftigt, wird feststellen, dass Künstler immer wieder auf verschiedene Arten Opfer für die Gesellschaft gebracht haben, in der sie lebten. Im Rahmen meiner Aktion darfst du den Künstler als „Prügelknaben“ und Ventil deiner Affekte gebrauchen, solange du keine anderen Waffen als deinen eigenen Körper einsetzt. Wenn es mir zu hart oder zu gefährlich wird, werde ich die Situation verlassen oder meine Assistenten werden eingreifen, mach dir also diesbezüglich keine Sorgen und sei völlig ungehemmt. Im Rahmen einer Ausstellung stelle ich aber gerne auch die Ausrüstung zur Verfügung, so dass du mit einer anderen freiwilligen Person die Katharsis-Aktion eigenständig durchführen kannst.
Das Video gibt eine abstrakte, ent-individualisierte Vorstellung von der Aktion. Wie beim „Liebesmobil“ gilt auch hier: Trau dich!
Das Video gibt eine abstrakte, ent-individualisierte Vorstellung von der Aktion. Wie beim „Liebesmobil“ gilt auch hier: Trau dich!
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