Video "Meine Schlampen - Eine Studie in para-sozialer Interaktion"
Video "Meine Schlampen - Eine Studie in para-sozialer Interaktion"
(2015; Videoinstallation; 3:56 Min.; Dimensionen variabel)
Vermittelt durch meinen akademischen Lehrer Joshua Meyrowitz lernte ich das ursprünglich von den Psychologen Horton und Wohl entwickelte Konzept der „para-sozialen Interaktion“ zwischen Zuschauern und den Personen auf dem Bildschirm kennen: „They argue that altough the relationship is mediated, it psychologically resembles face-to-face interaction. Viewers come to feel they >>know<< the people they >>meet<< on television in the same way they know their friends and associates. In fact, many viewers begin to believe that they know and understand a performer better than all the other viewers do. Paradoxically, the para-social performer is able to establish >>intimacy with millions.<< […] For many viewers, soap opera and other television characters are real people to whom they can turn for inspiration and advice.“ Meyrowitz betonte bereits in der Mitte der 1980er den „overall evolutionary trend, even within each type of medium, toward shrinking of the differences between live and mediated encounters.“ (Meyrowitz, Joshua (1986): No Sense of Place. The Impact of Electronic Media on Social Behavior. Oxford, 119, 121)
Als ich zum ersten Mal miterlebte, wie eine offenbar gesunde, aber wohl einsame Frau mit einem Tagesschausprecher diskutierte, als sei er ein „normaler“ Mensch und mit ihr „real“ im Raum, war ich von diesem Konzept überzeugt - das war lange vor dem Internetzeitalter und ich habe seither viele Beispiele para-sozialer Interaktion in allen Varianten erlebt.
Pornodarstellerinnen interessieren mich im Sinne para-sozialer Interaktionen besonders, denn sie unterhalten absichtlich eine (einseitige) Intimität mit Millionen, die Grenzen zwischen medialer und direkter Kommunikation scheinen häufig zu verwischen bzw. es soll die Illusion einer Verwischung dieser Grenzen geschaffen werden (z.B. bei „live-Cams“), oft soll auch der Anschein echter Gefühle bewusst „produziert“ werden und sie sind für viele Menschen (nicht nur „Otakus“) eine Art Partnerersatz, zu der die Nutzer eine persönliche, im Wortsinne intime „Beziehung“ aufbauen, wie wir ebenfalls aus der psychologischen Forschung wissen.
Als Künstler ist es mir wichtig, einen Perspektiv-Wechsel bei dieser Art medial vermittelter zwischenmenschlicher Beziehung zu vollziehen, weg von den Zuschauern bzw. „usern“ para-sozialer Interaktionen hin zu den „performern“. Meine Bilderserie stellt die Frage nach den Menschen hinter den "performern" und inwiefern der „echte“ Mensch in der para-sozialen Interaktion möglicherweise „durchscheint“...
(2015; Videoinstallation; 3:56 Min.; Dimensionen variabel)
Vermittelt durch meinen akademischen Lehrer Joshua Meyrowitz lernte ich das ursprünglich von den Psychologen Horton und Wohl entwickelte Konzept der „para-sozialen Interaktion“ zwischen Zuschauern und den Personen auf dem Bildschirm kennen: „They argue that altough the relationship is mediated, it psychologically resembles face-to-face interaction. Viewers come to feel they >>know<< the people they >>meet<< on television in the same way they know their friends and associates. In fact, many viewers begin to believe that they know and understand a performer better than all the other viewers do. Paradoxically, the para-social performer is able to establish >>intimacy with millions.<< […] For many viewers, soap opera and other television characters are real people to whom they can turn for inspiration and advice.“ Meyrowitz betonte bereits in der Mitte der 1980er den „overall evolutionary trend, even within each type of medium, toward shrinking of the differences between live and mediated encounters.“ (Meyrowitz, Joshua (1986): No Sense of Place. The Impact of Electronic Media on Social Behavior. Oxford, 119, 121)
Als ich zum ersten Mal miterlebte, wie eine offenbar gesunde, aber wohl einsame Frau mit einem Tagesschausprecher diskutierte, als sei er ein „normaler“ Mensch und mit ihr „real“ im Raum, war ich von diesem Konzept überzeugt - das war lange vor dem Internetzeitalter und ich habe seither viele Beispiele para-sozialer Interaktion in allen Varianten erlebt.
Pornodarstellerinnen interessieren mich im Sinne para-sozialer Interaktionen besonders, denn sie unterhalten absichtlich eine (einseitige) Intimität mit Millionen, die Grenzen zwischen medialer und direkter Kommunikation scheinen häufig zu verwischen bzw. es soll die Illusion einer Verwischung dieser Grenzen geschaffen werden (z.B. bei „live-Cams“), oft soll auch der Anschein echter Gefühle bewusst „produziert“ werden und sie sind für viele Menschen (nicht nur „Otakus“) eine Art Partnerersatz, zu der die Nutzer eine persönliche, im Wortsinne intime „Beziehung“ aufbauen, wie wir ebenfalls aus der psychologischen Forschung wissen.
Als Künstler ist es mir wichtig, einen Perspektiv-Wechsel bei dieser Art medial vermittelter zwischenmenschlicher Beziehung zu vollziehen, weg von den Zuschauern bzw. „usern“ para-sozialer Interaktionen hin zu den „performern“. Meine Bilderserie stellt die Frage nach den Menschen hinter den "performern" und inwiefern der „echte“ Mensch in der para-sozialen Interaktion möglicherweise „durchscheint“...
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